Stadtkapelle Böblingen
Gründung der Stadtkapelle
1874/1875 trat der aus einer Sindelfinger Musikerfamilie stammende Justus Friedrich Kilpper als Stadtmusikus in den Dienst der Stadt Böblingen. Er suchte sich Musiker zusammen und schmiedete sie zu einem festen Ensembele zusammen, der Böblinger Stadtmusik.

Nachdem Kilpper den Dirigentenstab der Böblinger Stadtmusik übernommen hatte ging es rasch aufwärts. 1875 sind zwei Auftritte im "Böblinger Bote" nachweisbar. Wahrscheinlich waren es aber mehr. Nicht alles wurde in der Zeitung annonciert. 1877 waren es bereits 5 und 1879 sogar zehn Auftritte, die im Böblinger Boten angekündigt wurden.

Am 09.03.1876 verrät der Böblinger Bote: "Das Königsfest wurde gestern mit besonderer Feierlichkeit begangen. Um 1/2 5 Uhr morgens durchzog unsere neue städtische Musik, an Zahl verstärkt, mit der "Tagwache" die Straßen der Stadt..."

Die Resonanz war sehr positiv. einen Monat später heißt es in der gleichen Zeitung, diesmal anläßlich der Feierlichkeiten zum Geburtstag des Kaisers: "Die städtische Musik trug zur Erhöhung der Feier durch ihr Spiel wesentlich bei."

1879 suchte Kilpper per Zeitungsinserat "junge Zöglinge, welche das 12. Lebensjahr zurückgelegt haben." "Zur Verstärkung der Stadtkapelle". Sechs Jahre später erging das gleiche Angebot auch für junge Leute ab 20. Hier wurden auch einige Instrumente, nämlich je eine Baß- Flügel- und Es-Trompete sowie einige Posaunen zur Verfügung gestellt.

Leider ist über die Mitglieder so gut wie nichts bekannt. Höchstens 10 bis 15 dürften es gewesen sein. Dies zeigt eine kurze Zeitungskritik von 1895: "Das gute Programm wurde von acht Mann Blechmusik, "sowie Harmonie" ausgeführt". "Harmonie" waren die Holzbläser.

Die Stadtkapelle umrahmte offizielle Veranstaltungen wie beispielsweise die jährlichen Feielichkeiten zum Gedenken an die Schlacht von Sedan 1870 oder auch die in der Gesellschaft des Kaiserreiches öffentlich mit großem Gepränge gefeierten Geburtstage des Kaisers und des württembergischen Königs.

Die Feste begannen meistens frühmorgens mit der "Tagwacht", dem Wecken der Bevölkerung.

Im Laufe des Tages fand dann ein Festzug durch die Stadt statt, an dem sich die Honoratioren, die Lehrer, die Schulklassen und meist auch alle Vereine beteiligten. Den Abschluß bildete häufig ein "Fest mit Musik".

Für einige Feierlichkeiten ist außerdem ein "Turmblasen" der Stadtkapelle überliefert.

Kehrten Turnverein oder Liederkranz von auswärts stattfindenden Turn- oder Sängerfesten heim, bereitete ihnen die Stadtkapelle regelmäßig einen feierlichen Empfang am Bahnhof.

Auszug bekannter nachgewiesener Auftritte

1870/71 Einweihung des Kriegerdenkmals zum Andenken an den Krieg von 1870/71
1877 Geburtstag des Oberförsters
1879 Einweihung des Eisenbahnanschlusses
1879 Amtsantritt des neuen Stadtvorstands
1877Waldfest des Turnvereins und des Kriegervereins wowie der "Böblinger Museumsgesellschaft"
1878 100jähriger Geburtstag von "Turnvater" Jahn
1879 Fahnenweihe des Veteranenvereins
1885 Gau-Turn-Fest des Böblinger Turnvereins


Auch die eigene Konzerttätigkeit wurde gesteigert. Häufige Auftritte im "Bärengarten" und in "Zahns Bierkeller" und manchmal auch im Ausflugslokal "Waldburg" waren für die Gastwirte ein willkommene Gelegenheit den Umsatz zu steigern. Eine "Reunion", ein Tanzunterhaltung war immer ein starker Publikumsmagnet.

Am 14.11.1875 spielte die Stadtkapelle für die Einwohner von Musberg, die Opfer eines Hagelunwetters zu karitativen Zwecken.
Am 20. Dezember 1898 starb Kilpper, aber die Musiker fanden sich nicht damit ab, daß "keine Stadtmusik mehr besteht". Wenige Tage später schlossen Sie sich in einem Verein zusammen.

Anmerkung: Alle Texte sind aus der Broschüre 125 Jahre Stadtkapelle 125 Jahre Stadtgeschichte entnommen. Die vorliegenden Inhalte sind in der Ursprungsform von Miriam Zitter.